Spätestens seit dem 10. Mai 2014 kennt „sie“ jeder: Conchita Wurst sang sich beim 59. Eurovision Song Contest in Kopenhagen mit der Ballade Rise like a Phoenix in die Herzen der Zuschauer. Eine ehrenwerte Leistung – denn bisher gelang es nur dem weltweit berühmten Udo Jürgens, den begehrten Titel mit Merci Cherie in den 60er-Jahren nach Österreich zu holen.
So konnte unser Binnenstaat bereits einmal von einem Mann, einmal von einer Frau erfolgreich repräsentiert werden… oder eigentlich von einem Androgyn, einer Transgender-Person, wie man heute sagt.
Geboren wurde Conchita bekanntlich als Thomas Neuwirth. Um ein Zeichen gegen Diskriminierung von Homosexuellen zu setzen, verwandelte sich Tom in die Kunstfigur Conchita Wurst. Die selbsternannte Drag-Queen machte dafür natürlich einige Veränderungen durch – der Bart musste allerdings als besonderes Erkennungszeichen der Marke „Conchita Wurst“ stehen bleiben! Es sei erwähnt, dass „Conchita“ (Muschelchen) im spanischen Umgangssprachgebrauch „Vagina“ bedeutet.
Unmengen an Schminke, Extensions und glitzernde Roben alleine machen aber eine Transgender-Person nicht aus. Je nachdem, wie weit man gehen will, können verschiedene weitere Eingriffe notwendig sein. Zu Beginn der Metamorphose eines androgynen „Phönix“ steht häufig eine Hormonumstellung. Hormone sind Botenstoffe, die innerhalb eines komplexen Regelkreises wirken und sowohl im männlichen, als auch im weiblichen Körper eine Vielzahl an Aufgaben übernehmen. Abhängig vom Geschlecht werden unterschiedliche Hormone in variierenden Mengen ausgeschüttet und können im Körper ihre Wirkung entfalten.
Östrogene werden als Sexualhormon vermehrt vom weiblichen Körper freigesetzt und sorgen bei Frauen unter anderem für das Brustwachstum. Genau diese und andere Östrogenwirkungen nutzen Transgender-Personen, um ihren Körper weiblicher zu machen. Nachdem der Hormonstatus erhoben wurde, kann zunächst eine auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmte Hormontherapie beginnen. Aus unserer Sicht am besten bewährt sich die Variante, bei der bioidentische Hormone verabreicht werden, da diese den Hormonen des menschlichen Körpers in ihrer chemischen Struktur gleichen und somit – anders als künstliche Hormon-Medikamente – bei richtiger Dosierung kaum Nebenwirkungen verursachen.
Ein Resultat ist bereits nach wenigen Wochen zu sehen. Durch Fetteinlagerungen und Drüsenvergrößerung erkennt man eine deutlich weiblichere Brust und auch die Körperzusammensetzung verändert sich: Der Körperfettanteil steigt und die Muskelmasse sinkt. Zeichen dafür, dass sich der Körper immer mehr auf weibliche Verhältnisse einstellt.
Da die Brust, die durch die Hormoneinnahme wächst, jedoch eher einer Mädchenbrust gleicht, als einer Frauenbrust, äußern Transgender-Personen häufig den Wunsch nach weiteren Maßnahmen zur Brustvergrößerung. Silikonimplantate sind in diesen Fällen meist unerwünscht, weil sie alles andere als natürlich wirken.
Eine Alternative zum Fremdkörper Silikon stellt die Brustvergrößerung mit Eigenfett oder Stammzellen dar. Aber auch diese erfordert bei Transgender-Personen Vorbereitung. Nachdem geklärt wurde, ob genügend Eigenfett zur Behandlung vorhanden ist, hat eine Vordehnung der flachen Brüste mittels eines Saug-BHs oder durch regelmäßige Injektionen von Kochsalzlösung zu erfolgen. Letzteres kennen Sie vielleicht schon aus meinem Blog zu den Brustvergrößerungen für eine Nacht.
Kontinuierliche Zufuhr von weiblichen Hormonen vorausgesetzt, ist es meist möglich, die erforderliche Menge an Fett auch bei Transgender-Personen zu gewinnen. Die Brustvergrößerung mit Eigenfett (Lipofilling) oder Stammzellen (stammzellunterstützter Fetttransfer) ist für Transgender-Personen also eine Alternative zu Silikon, um natürliche, weibliche Brüste zu bekommen.
Was ist nun das Resümee? Transgender-Personen, die sich deutlich weiblicher akzentuieren wollen, müssen ihren Körper zunächst mit Hilfe von Hormonen fraulicher machen. Natürlich ist solch ein drastischer Eingriff in den Hormonhaushalt und den Körper gut zu überlegen und rechtlich auch nicht so ohne weiteres möglich. Wenn die Entscheidung definitiv gefallen ist, können die typisch weiblichen Körperformen durch ästhetische Eingriffe, etwa mit Eigenfett und Stammzellen, verstärkt und betont werden.
Wir dürfen gespannt sein, ob unsere nationale Drag-Queen Conchita uns in absehbarer Zeit auf Partys und „on Stage“ mit weiblichem Dekolletee entgegen schweben wird. Allerdings vertragen sich Östrogene nicht gar so gut mit Bartwuchs, weswegen sich Conchita entweder für einen weiblicheren Körper oder für ihr Markenzeichen entscheiden wird müssen, meint
Ihr DDr. Heinrich