China versucht, so schnell wie möglich an den Westen anzuschließen und dabei jene Lebensformen zu kopieren, die mit dem „Westen“ assoziiert werden. Wen wundert es da, wenn Chinesinnen versuchen, möglichst europäisch (eigentlich: kaukasisch) auszusehen? Sie lassen sich die Augenfalten entfernen, die Nasen (jawohl) verlängern und höher machen sowie die Brüste vergrößern. Meist wird von den Frauen – typisch chinesisch – als Grund angegeben, durch kaukasischeres Aussehen beruflich mehr Erfolg haben zu wollen. Gefragt sind daher auch Streckungsoperationen an den Beinen, bei allem Risiko und den damit verbundenen Schmerzen. Schönheit muss eben – so scheint es – auch in China leiden.
Kürzlich sah ich eine TV-Dokumentation, bei der über einen speziellen Contest in China berichtet wurde: Prämiert werden sollte jene Frau, die ihren Körper am meisten mittels plastischer Eingriffe verändert hatte. Veranstaltet wurde diese Misswahl von plastischen Chirurgen und Herstellern von Silikonimplantaten. Man konnte alle möglichen Optimierungsopfer bewundern: Frauen nach Silikon-Brustvergrößerungen, Fettabsaugungen, Nasenoperationen, Oberlidkorrekturen; darunter war auch eine Frau, die sich davor einer Geschlechtsumwandlung unterzogen hatte.
Das sind jene Blüten, die wildgewordene plastische Chirurgie auch im Westen getrieben hat: Ein mechanistisches Machbarkeitsdenken verführt dazu, so viel wie möglich mit künstlichen Mitteln zu verändern. Die bedauernswerten Resultate sehen wir ständig auf den „Society“-Seiten in den Medien! Während aber bei uns schon viele Menschen diese Form der „Verschönerung“ ablehnen, wird sie in China aus Verneigung vor der Konsumkultur des Westens propagiert.
Ich gestatte mir zu prognostizieren, dass sich auch bei den Chinesinnen und Chinesen bald Ablehnung gegen jene übertriebenen Auswüchse der plastischen Chirurgie formieren wird. Auch in China wird sich die schonendere Neue Kosmetische Chirurgie durchsetzen. Erste Anzeichen sind in Asien längst erkennbar: In Shanghai werden schon seit Jahren Brustvergrößerungen mit Stammzellen und stammzellangereicherter Eigenfetttransfer zur Gesichtsverjüngung angeboten. Jene japanischen Ärzte, die diese Techniken in Japan seit 2003 durchführen, haben einfach nach China expandiert.
Wir arbeiten in Wien seit 2006 mit diesen neuen Methoden, die Silikon und Skalpell in den meisten Fällen überflüssig machen und es Patienten/innen ermöglichen, auf sanfte Weise ihre natürliche Schönheit zu perfektionieren. Neben ästhetischen Stammzellbehandlungen und der Fettabsaugung mit Mikrokanülen lassen sich außerdem viele kosmetische Probleme – ganz ohne raffende und straffende Symptombehandlungen – durch eine Therapie mit bioidentischen Hormonen (Bioidentical Hormone Replacement Therapy, BHRT) erfolgreich behandeln. Je nach individuellem Therapieziel kann auch eine Kombination verschiedener Behandlungen empfehlenswert sein.
Bleibt nur die Frage offen, ob sich die Trendwende hin zu den besonders schonenden und sicheren Methoden der Neuen Kosmetischen Chirurgie nicht doch noch zuerst in den USA vollzieht. Sonst hätte China nicht nur wirtschaftlich die Nase vorne, sondern würde auch in der kosmetischen Chirurgie mit innovativen Behandlungsmethoden gegenüber der westlichen Welt auf der Überholspur sein.
Ihr DDr. Heinrich