Als Kosmetischer Chirurg und Anti-Aging-Mediziner der Fachrichtung Allgemeinmedizin befasse ich mich schon seit längerer Zeit kritisch mit den weltweit zunehmenden, abschreckend unnatürlichen Ergebnissen, die ein entfesselter plastischer Operationseifer bei zunehmend jüngeren Patientinnen hinterlässt!
Es liegt etwas im Argen bei der Kosmetischen Chirurgie, kein Zweifel! Das Problem sind aber nicht etwa Kosmetische Chirurgen, die nicht als Plastische Chirurgen ausgebildet wurden und dennoch kosmetisch operieren. Warum sollten sie auch nicht – die Kosmetische Chirurgie wurde schon maßgeblich von Allgemeinmedizinern und Ärzten anderer Fächer vorangetrieben, als es das Fach Plastische Chirurgie, das in Österreich erst seit etwa 20 Jahren besteht, noch lange nicht gab. Sie kann daher auch nicht etwa Plastischen Chirurgen vorbehalten sein, die bekanntlich in ihrer Spitalszeit genauso wenig wie andere Ärzte kosmetisch chirurgisch ausgebildet wurden. Die vom, von mir sehr geschätzten, Prof. Turkof im Artikel „Schlachtfeld Schönheit“ in Profil 36/08 richtig kolportierten „Ausbildungskurse“ hat er aus diesem Grund genauso besuchen müssen, wie wir anderen Kosmetischen Chirurgen.
Das Problem liegt vielmehr gerade darin, dass Plastische Chirurgen aufgrund ihres Ausbildungsschwerpunktes in der Wiederherstellungs-Chirurgie nach Tumoren und Unfällen häufig zu Operationsmethoden tendieren, die oft chirurgisch betrachtet großartige Leistungen darstellen, für die in der Kosmetischen Chirurgie gefragten subtilen Verbesserungen von Aussehen und Körperform aber zu eingreifend und belastend sind. Hand in Hand mit unrealistischen Veränderungswünschen (z.B. Michael Jackson) resultiert daraus eine hohe Rate an Komplikationen sowie viele Patienten mit überstrafftem, unnatürlichem Aussehen.
Hier ist zum Wohle der Patientinnen eine Neue Kosmetische Chirurgie gefragt, in der sanft und schonend operiert und wo immer möglich auf Skalpell, Silikon und Plastik verzichtet wird! Diese Neue Kosmetische Chirurgie gehört in die Hände von medizinisch umfassend ausgebildeten, fachübergreifend denkenden Ärzten, die nicht jedes kosmetische Problem, das durch Stress und Hormonmangel entstanden ist, primär durch plastisch-rekonstruktive Operationen lösen wollen.
Diese Neue Kosmetische Chirurgie gibt es bereits – sie basiert auf minimalinvasiven kosmetischen Eingriffen, körpereigenen Stammzellen und bioidentischen Hormonen. Sie erspart Frauen bei Brust- und Gesichtseingriffen Skalpell, Plastik und Silikon, liefert natürlich aussehende Ergebnisse und bedeutet eine wesentliche Verbesserung von Gesundheit und Lebensqualität!
Hollywood gibt ja in vielen Bereichen Trends vor – auch dort geht die Ära der überspannten Puppengesichter und Silikonbrüste mittlerweile zu Ende. Viele Stars wenden sich von der Plastik-Chirurgie ab und schwören auf die sanfteren Methoden der Neuen Kosmetischen Chirurgie! Man darf also vorsichtig optimistisch sein, daß auf dem „Schlachtfeld Schönheit“ in Zukunft weniger Blut fließen wird!
Ihr DDr. Heinrich