Kürzlich lief in ORF2 der Club2 zum Thema „Silikon und Schlankheitswahn“. Es diskutierten u.a. Dr. Mang, Dr. Holle, Cordula Reyer, sowie ein Philosoph, ein Musikmanager und eine Mediensoziologin. Ich fand die Diskussion teilweise philosophisch sehr inspirierend, aber auch die Schönheitschirurgen nannten das Kind nicht beim Namen: Menschen erzeugen Nachfrage, Nachfrage erzeugt Angebot, über Angebote wird in den Medien berichtet und das erzeugt weitere Nachfrage. Ärzte, denen kosmetisches Arbeiten Spaß macht, bieten ihre Dienste an. Patienten wählen zwischen angebotenen Leistungen und Anbietern und erzeugen damit Trends in der kosmetischen Chirurgie.
Unpassend und unzutreffend war, daß der Facharzt für Plastische und Rekonstruktive Chirurgie Dr. Holle verpfuschte Schönheitsoperationen jenen kosmetischen Chirurgen zuschob, die keine Fachärzte für Plastische Chirurgie sind! So waren es z.B. tatsächlich Fachärzte für Plastische Chirurgie, die Michael Jackson verunstaltet haben.
Kosmetische Chirurgen der Fachherkunft Plastische und Rekonstruktive Chirurgie haben in Ihrer Ausbildung chirurgisch anspruchsvolle und aufwendige rekonstruktive Operationen gelernt und tendieren naturgemäß eher dazu, das Skalpell großzügig einzusetzen, bzw. aufwendig und invasiv zu operieren. Dies ist natürlich bei der Rekonstruktion nach Unfällen und Tumorentfernungen oft unumgänglich, in der Schönheitsmedizin hingegen meist „too much“, auch weil unnatürliche Ergebnisse und Komplikationsraten durch invasives Operieren stark zunehmen.
Außerdem stimmt es natürlich nicht, daß, wie Dr. Holle meinte, Plastische Chirurgen kosmetische Eingriffe in ihrer Spitalsausbildung lernen würden. Kein einziger heute in Österreich arbeitender Plastischer Chirurg hat kosmetische Eingriffe während seiner Fachausbildung lernen können. Dies gilt, wie wir Ärzte wissen, genauso für Plastische Chirurgen in anderen Ländern. Oder würden Sie sich eine einen Schönheitseingriff von einem in Ausbildung befindlichen Chirurgen in einem Ausbildungsspital machen lassen?
Alle Ärzte, die kosmetisch arbeiten wollen, müssen dies zunächst in bezahlten Zusatzkursen lernen. Egal ob Plastischer Chirurg (wie Holle), HNO-Arzt (wie Mang), oder Arzt für Allgemeinmedizin (wie ich). Später zeigt sich dann, wer wofür Talent hat und wem die Patienten vertrauen.
Ihr DDr. Heinrich